Chiang Mai aus Dominiks Sicht
Durch die vielen Cafés und Restaurants ist Chiang Mai besonders beliebt bei digitalen Normanden. Zeit genug für mich sich darunter zu mischen und ein wenig produktiv zu sein, bevor ich am Nachmittag in mein Hostel ziehe.
Wöchentlich findet der Samstagmarkt in der Stadt statt. Gefühlt gibt es jeden Tag irgendwo einen Markt, der dem anderen gleicht. Dennoch folge ich der Empfehlung. Haben wir letztes Jahr keine Minuten auf einem Weihnachtsmarkt verbracht, ist der Samstagmarkt in Chiang Mai für alle Fans von kitschigen Produkten, die die Welt nicht benötigt, Essensständen und natürlich absolutem Gedränge der perfekte Ort, um dies nachzuholen. Es ist unverhältnismäßig warm. Somit habe ich nach etwa 50 Meter beziehungsweise 20 Minuten genug gesehen. Wenigstens der Rückrundenauftakt der Bundesliga verspricht einen guten Abend. Natürlich gibt es auch in Chiang Mai einen deutschen Auswanderer, der die Bundesliga überträgt. Er heißt Sigi und ist Inhaber des Radost Cafe´s. Vor Anstoß treffen einige deutsche Rentner ein, die in Thailand überwintern sowie ein junges Pärchen und ein Vater in Elternzeit. Wir sind eine lustige Runde, die gemeinsam die Spiele verfolgen.
Da Jasmin eine sportliche Woche verbringt, kann ich diesem in nichts nachstehen. Mit einem geliehenen Rennrad soll es zum Hmong Tribunal Village, einem traditionellen Bergdorf, gehen. Das Rad ist in einem überraschend guten Zustand, die ersten Kilometer rollen sich hervorragend. So gut, dass die zu überbrückenden 25km Strecke und 600 Höhenmeter bis zum Dorf schnell in Vergessenheit geraten. Die ersten Kilometer hinaus aus Chiang Mai sind flach, aber auch die ersten 5km bergauf gehen ganz gut. Als dann auf halbem Weg des 15km langen Anstiegs der Wat Phra That Doi Suhtep erreicht ist, zeigt die Strecke ihr wahres Gesicht. Die Anstiege werden steiler, die schwitzigen Füße rutschen in den Sandalen hin und her, an einigen Teilstücken muss ich schieben. Erst nach einer Weile bemerke ich, dass ich im falschen Ritzel unterwegs bin. Bisher bin ich also in einem unnötig schweren Gang gefahren. Die neu gewonnene Erkenntnis hilft jedoch nicht mehr viel, zu viel Energie ist schon in den bisherigen Anstieg geflossen. Mit einer Mischung aus schieben, prusten, schimpfen und fahren erreiche ich dennoch das Dorf, wo die Tradition offensichtlich dem Geschäftssinn gewichen ist. Essenstände und Produkte, die kein Mensch braucht, kennzeichnen das Stadtbild. Müde im Hostel angekommen, reicht die Kraft nur noch für das Zurückbringen des Rads, die Organisation eines Abendessens und das Auftreiben einer Kokosnuss. Das Kokoswasser soll regenerative Eigenschaften besitzen, noch nie war dies so nötigt wie heute.
Die Tage darauf folgen ein wenig dem Schema-F: vormittags Recherche und Bewerbungen, nachmittags Sport und abends mit den Leuten aus dem Hostel unterwegs. Insbesondere das Spiel „Cards against Humanity“ hat es uns angetan. Ein Gesellschaftsspiel, bei dem man für ein Statement eine besondere lustige Antwort legen muss. Die perfekte Begleitung zum Feierabendbier in geselliger Runde.
Beim Joggen am Nachmittag lerne ich einem deutschen Auswanderer kennen. Seit 35 Jahren wohnt er inzwischen in Thailand und weiß entsprechend gute Anekdoten über die Thais und die Entwicklung der Stadt zu berichten. Knapp 30 Minuten vergehen, als es plötzlich schon dunkel wird. Das nette Angebot mich zum Hostel zurück zu fahren, lehne ich dankend ab. Schließlich war ich eigentlich für eine Laufeinheit hier.
Zurück im Hostel treffe ich auf Rudolfo. Wir wollten eigentlich am nächsten Tag gemeinsam wandern gehen, aber schon beim ersten Blick wird klar, dass aus unserer Tour nichts wird. Der Arme hatte einen Autoumfall. Auf seiner Tempeltour wurde er als Fußgänger von einem überholenden Auto erwischt, etwas Schlimmeres als eine Fahrt auf der Motorhaube und ein paar Prellungen, ist glücklicherweise nicht passiert. Auch wenn Rudolfo sein Schicksal mit Humor nimmt, kann man schöner in einen Thailandurlaub starten.
Somit trete ich die Wanderung zu Ehren des 200. Tag der Reise allein an. Unweit vom Hostel miete ich einen Roller für 200 Bath. Das Tachometer funktioniert nicht, ansonsten läuft der Roller aber wie geschmiert. Startpunkt des Buddha Foodprint Trail ist das Mönchdorf. Ein schöner Trail durch den dichten Wald des Nationalsparks. Ziel ist der Gipfel des Doi Pa Klong, der auf einer Art Pass überquert wird. Eine wunderbare Sicht in beide Richtungen ist die Belohnung. Zurück im Dorf gibt es ein kleines Mittagessen. Ein Blick auf die Uhr verrät, ich habe noch genug Zeit. Ein kurzer Blick auf die Karte offenbart auf dem Rückweg eine weitere Wanderung, vorbei an vier Wasserfällen. Zu Ehren des 200. Tages sind wohl auch zwei Wanderungen drin. Der zu überwindende Höhenunterschied ist um einiges größer, die Wanderung entsprechend anspruchsvoller. Obwohl nur einer der vier Wasserfälle hübsch ist, macht der Trail wirklich Freude. Der fordernde Auf- und Abstieg ergänzt die perfekte Aussicht der ersten Tour. Der Tag wird dem Jubiläum gerecht, nun darf aber auch Jasmin endlich wiederkommen.