#49 Tempeltour durch Chiang Mai

Jasmins lang ersehntes Yoga-Retreat steht kurz bevor, daher beginnen wir den ersten Tag in der größten und kulturreichsten Stadt Nordthailands mit Besorgungen. Das Retreat arbeitet komplett autark. Es dürfen keine chemischen Produkte verwendet werden. Wir suchen also organische Produkte wie Shampoo, Seife und Mückenspray in einer fremden Stadt. Für Kurzentschlossene liefert das Retreat zwar eine Adresse mit, die allerdings am anderen Ende der Stadt ist. So nutzen wir die Einkaufsliste für eine erste kleine Erkundungstour. Schnell stellen wir fest, warum Chiang Mai so beliebt bei Reisenden ist. Hinter jeder Ecke verbergen sich Tempel, man schlendert durch kleine Gassen, großartige Läden und Cafés laden zum Verweilen ein, Künstler verkaufen ihre Werke in kleinen Ateliers. Insgesamt hat die Stadt ein Flair, welches wir zu Hause nur von alternativen Studentenstädten kennen. Wir lieben es direkt.

Da wir in der Altstadt nicht fündig werden, folgen wir dem Tipp des Yoga Retreats. Das „Free Bird Café“ ist eine Mischung aus Second Hand Laden und veganem Cafè. Jasmin erhält also nicht nur ihre benötigten Utensilien, sondern endlich gibt es einmal wieder fleischfreie Speisen zum Mittagessen. Das regional typische Koi Soi schmeckt hervorragend und wandert direkt auf unsere „Zu Hause Nachkochen“-Liste. Jasmin ist vor allem von den veganen Brownies angetan und trinkt hier ihren ersten Frucht Smoothie. Hat sie diese bislang aufgrund der Eiswürfel gemieden, hat sie nun ein neues Laster. Himmlisch! Eine zweite Yoga Hose finden wir hier leider nicht. Die berühmte Maya Mall ist uns zu teuer. Wir entscheiden uns für die günstigere Variante am Airport, da diese auch nicht weit von unserer Unterkunft entfernt ist.

Ohne Pflichten im Nacken lässt sich dann auch die kulturelle Seite der Stadt am nächsten Tag besser entdecken. Wir starten eine Tempel Tour durch die Stadt. Allein in der Altstadt kann man über 75 der insgesamt 200 Tempel besichtigen. Chiang Mai ohne Tempel Besichtigung zu verlassen scheint also gar nicht möglich. Dabei ist jeder Tempel auf seine Weise etwas besonders.

Als erstes gelangen wir zum Wat Chet Lin. Ein eher unscheinbarer Tempel, blickt man aber in den Hinterhof, ist er wirklich etwas Besonderes. Wir finden dort einen großen Teich, in dem Welse und Schildkröten leben. Mittels einem stark knatschenden Bambussteg gelangen wir auf die andere Seite, mit bestem Blick auf die Fische, die sich um das Futter streiten, welches Touristen großzügig verteilen. Am anderen Ende des Stegs wartet ein sitzender Mönch, interessierte Gäste des Tempels können ihm Fragen stellen. Der Illusion, des in sich selbstruhenden Spirituellen, kann er jedoch nicht standhalten. Während eine Touristin ihn mit Fragen löchert, wippt er unruhig mit dem Knie auf und ab.

Weiter der Straße folgend passieren wir den überfüllten Wat Chedi Luang, dem wohl bekanntesten Tempel der Altstadt. Auch das Drei Königs Denkmal liegt auf unserem Weg. Einer Sage nach wurde an dieser Stelle Chiang Mai gegründet, da König Mangrai genau dort gesehen habe, wie ein mutiger Hirsch drei Jagdhunde vertrieben habe soll. Ein gutes Omen, für die Hauptstadt seines neuen Reiches Lan Na. Wenige hundert Meter weiter biegen wir in eine kleine Gasse ab und entdecken den Wat Saen Muang Ma Luang. Ein Chedi aus dem 14. Jahrhundert steht mitten in einer relativ neuen, prachtvoll verzierten Tempelanalge. Die Mischung hat es uns angetan, ein schöner Zufallsfund.

Einige weitere Tempel finden wir noch außerhalb der Stadtmauer. Der schönste Tempel der Stadt ist aber eindeutig der Wat Lok Mo Li. Dieser besticht vor allem durch seine unverputzten, in Ziegelsteinen gehaltene Chedi sowie durch sein aus Edelhölzern gestalteten Viharn (Klostergebäude). Wirken die prunkvollen Tempel zwischen teils armen, renovierungsbedürftigen Häusern ein wenig fehl am Platz, besticht der Wat Lok Mo Li vor allem durch sein rustikales Erscheinungsbild.

Zum ersten Mal seit sechs Monaten trennen sich nun unsere Wege für mehr als ein paar Stunden bzw. einen Tag. Während Jasmin im Yoga Retreat sich der Herausforderung von 6 Tagen Yoga stellt, hat Dominik ein wenig Zeit Organisatorisches zu klären. Unsere Reise dauert leider nicht ewig an.