Unsere Gastgeber helfen uns auch diesmal bei der Suche nach dem richtigen Gefährt für die Weiterfahrt. Es sind nur knappe 65km. Das sollte auch mit einem TukTuk gehen, da uns dies umgerechnet nur knappe 17 Euro statt 30 Euro für ein Auto kostet. Sehen wir uns gedanklich schon gequetscht und gestapelt im TukTuk sitzen, sind wir überrascht, als der Fahrer auf den Hof rollt. Gepolsterte Sitze und ein Kofferraum mit Platz für 3 große Rucksäcke warten auf uns. Es wird eine entspannte Fahrt. Wir verlassen den Strand und fahren durch Tangalle, als der Fahrer plötzlich am Straßenland hält. Er hält seine leere Flasche hoch und gibt uns zu verstehen, dass er noch kurz Wasser braucht. Mit einer aufgefüllten Flasche kommt er wieder. Leitungswasser zu trinken trauen wir uns auf Sri Lanka nicht, ist unreines Wasser oft die Ursache für Bakterien, die Durchfall auslösen. Gerade Jasmin mit ihrem zimperlichen Magen achtet sehr darauf, dass Wasserfalschen mit einem Plastikstreifen verschlossen sind. Verlegen zeigt der Fahrer auf unsere, auf dem Sitz liegende, Flaschen und gibt ein wenig beschämt zu, dass er sich dieses Wasser nicht leisten kann. Wir lächeln verlegen.

Dann verlassen wir Tangalle und rollen weiter Richtung Innenland, vorbei an Reisfeldern, im Hintergrund die Palmen. Der Fahrtwind weht uns um die Nase, es ist unfassbar schön. Wieder hält der Fahrer ohne ein Wort an und steigt aus. Wir halten die Luft an. Was nun? Er greift nach einem Blatt, zerreibt es und reicht es uns. „Aloe Vera!“ Es riecht gut. Wir strahlen. Er sieht unsere Begeisterung und greift nach dem nächsten Blatt. Eine Art Zitronengras, das als natürlicher Mückenschutz dient und unfassbar gut duftet. Von hier an wird die TukTuk Fahrt ein Erlebnis für die Sinne. Wir Schnuppern an Zimt und den Curry Blättern. Wir lernen einiges über die lokalen Früchte. Wir probieren grünen Pfeffer und bekommen eine Blüte gereicht. Der Fahrer schmunzelt: „Jasmin“. Der oft chemisch nachgeahmte Duft von Jasmin wird dieser Blüte nicht gerecht. Sie duftet herrlich. Hat Jasmin oft und gerne eine Anekdote aus ihrer Kindheit erzählt, bei der sie im Schulunterricht die Herkunft ihres Namens untersuchen sollte und nichts weiter als „Zierstrauch“ im Namensbuch zu finden war, wohingegen andere Kinder Namen mit Bedeutungen, wie die „Weise Kriegerin“ oder ähnliches aufwarten konnten, gibt es nun ein neues Ende für diese Geschichte. Stolz erzählt der Fahrer nämlich, dass Jasmin auf Sri Lanka als Gabe an Buddha gereicht wird.
Den Höhepunkt unserer Reise erreichen wir, als wir an einem landschaftlich schönen See anhalten. Der Fahrer weist in Richtung Baum. Was will er uns nur zeigen? Ja, hübsche Bäume, aber irgendetwas anderes meint er. Plötzlich quietscht Jasmin. Was sie die ganze Zeit für trockene Blätter oder Blüten gehalten haben, sind große schwarze Fledermäuse. Wir sind völlig aus dem Häuschen. Der Fahrer fährt an Obst- und Fischständen vorbei und biegt in eine Straße Richtung See. Mit glänzenden Augen stehen wir unter den Bäumen. Durch das Wasser schwimmen zwei Warane, über uns drehen vereinzelte Fledermäuse ihre Kreise und zeigen sich in ihrer ganzen Pracht. Die Sonne schimmert rot durch ihre Flügel. In der Ferne versuchen Angler die Fische aufzuscheuchen. Wahnsinn!
Die Fahrt bleibt tierisch. Am Straßenrand finden wir zwei Warane, die wie kleine Wrestler mit einander ringen. Gegenstand des Streits sind offensichtlich die kleinen Frösche, die im Rinnsal wohnen. In Zeitlupe scheinen sich die Beiden die Pfoten ins Gesicht zu hauen. Der Fahrer hilft mit ein wenig Wasser nach, der Unterlegene kann fliehen. Haben die Menschen anderer Länder oft ein anderes Verständnis für den Umgang mit Tieren als wir, sind wir froh zu sehen, dass auf Sri Lanka jedes Tier, vor allem auf der Straße schlafende Hunde, an gehupt und im Zweifel auch dafür gebremst wird.
Völlig überwältigt von der Fahrt erreichen wir Udawalawe. Das war definitiv eine der besten Touren, die wir bisher erlebt haben. Der Fahrer hat sich trotz ausgehandeltem Preis ein gutes Trinkgeld verdient, aber die Unterkunft will sich nicht finden lassen. Mehrmals fahren wir die Straßen auf und ab. Die Häuser wechseln zwischen hübsch und verfallen, die Spannung welches unseres sein wird, ist kaum auszuhalten. Immer wieder zeigen die Einheimischen in eine andere Richtung. Es reicht, unser Fahrer erkundigt sich telefonisch bei unseren Gastgebern nach dem Weg. Noch nie hatten wir so Probleme wie auf Sri Lanka auf Anhieb das richtige Ziel zu finden.

Letztendlich liegt es doch in einer Straße, in der wir bereits einmal gehalten haben. Irgendwann finden wir einen Elefanten Symbol. Unserer Fahrer übersetzt, den Namen unserer Unterkunft, denn „Aliya“ bedeutet übersetzt „Elefant“. Endlich tuckern wir über Stock und Wurzel auf das Grundstück. Stille! Nach knapp einer Woche Straßenlärm, endlich Stille! Unsere Unterkunft ist ein einfacher Bungalow, den wir aber ganz für uns haben. Highlight ist definitiv seine überdachte Terrasse mit Blick ins Grüne. Unser neuer Gastgeber heißt nicht nur uns herzlich Willkommen. Es gibt Begrüßungsgetränke! Diesmal für uns alle drei. Es ist der Saft einer Frucht, die wir nicht aussprechen können, farblich eher Kakao ähnelt, uns geschmacklich aber eher an Banane mit Joghurt erinnert. Ganz lecker, das zweite angebotene Glas lehnen wir trotzdem lächelnd ab.
Die Unterkunft ist einfach und günstig. Lesen wir die Rezensionen, ärgern wir uns oft über manche Touristen. Ja, die Unterkunft könnte sauberer sein. Auf der anderen Seite liegt sie aber eben auch im Dschungel. Wasser ist auf Sri Lanka nicht in Unmengen verfügbar. Bei Wassernot, werden abwechselnd die Versorgungsrohre geschlossen, sodass die einzelnen Bereiche der Stadt nacheinander Wasser erhalten. Daher haben alle Häuser einen großen Wassertank auf dem Dach stehen, um auch in solchen Zeiten versorgt zu sein. Es krabbeln Käfer durchs Badezimmer und offensichtlich dient der Schlafraum als Ameisenautobahn. Dafür ist das Bett Tierfrei, die Bettwäsche hat zwar ein paar Flecken, riecht aber frisch gewaschen. Wir haben gesehen, dass die Eltern die Wäsche bei sich im Garten hängen haben und bereits in Unawatuna gelernt, dass hier noch von Hand gewaschen wird. Ihre Kleidung waschen auf dem Land noch genug Einheimische im Flussbett, ansonsten scheint die singalesische Wäschemethode mit einem Stock gestampft zu werden, dass dabei nicht alle Flecken raus gehen scheint logisch. Für solche Fälle haben wir einfach einen dünnen Schlafsack mit. Für zwei Nächte finden wir es voll okay, verbringen wir eh den ganzen Tag im Garten und sind unterwegs.