Nach dem Sport starten wir mit einem üppigen Frühstück in den Tag. Die Gastgeber sind unfassbar stolz darauf und können es auch sein. Die Mama steht schon um 4:00 Uhr morgens in der Küche, um zu kochen. Die Challenge alle Gerichte zu essen haben wir an keinem Tag gewonnen. Jogurt, Omelett, Früchte etc. sind aber perfekt nach einem aktiven Morgen.

Wir sind beide keine Sonnenanbeter. Still am Strand zu liegen, um zu schwitzen ist also nicht unsere Stärke. Lieber sitzen wir auf unserem Balkon und schauen den Affen zu, wie sie durch die Palmen in unserem Garten springen und dabei auch unerwartet nahekommen. Jasmin will gerade um die Ecke schauen welche Palme sich der Affe als nächstes sucht, da stößt sie einen kleines „Huch“ aus. Er sitzt genau vor ihr und sie starren um die Wette. Jasmin verliert, der Affe verharrt. Sind es nicht die Affen, die uns faszinieren, ist es der Zug, der durch unseren Vorgarten fährt. In einem der Reiseführer stand, dass die Strecke von Colombo nach Galle mit dem Zug erlebenswert ist, da man den Einwohner dieser Strecke direkt in die Höfe und Gärten schauen kann und einen Eindruck bekommt, wie sie leben. Einer dieser Gärten ist nun unser. Es ist ein echtes Schauspiel, wenn der Zug mit ohrenbetäubendem Lärm, vollgestopft mit Fahrgästen mit 20km/h entlang tuckert. Nicht jeder Gast genießt das so wie wir. Als eine arabische Familie anreist und wir gerade wieder den Zug bejubeln, muss man dem Gesicht der Mutter nach nicht groß raten, was sie davon hält. Immer wieder fragen wir uns, warum Touristen so unfreundlich sein müssen. Sie tun sich selbst keinen Gefallen damit. Die Familie ist sichtlich nicht angetan von der Unterkunft. Sie wechseln das Zimmer, wollen Sonderwünsche beim Frühstück, die Bettwäsche passt nicht, usw. Zugegeben gehen Fotos und Realität auf Sri Lanka oft ein wenig auseinander, denn Fotos verbergen Feuchtigkeit, Tierchen, Details des Zustands und Gerüche. Aber den gewohnten Standard in einem anderen Land einzufordern hat eben nur wenig mit reisen zu tun.

Auch wenn wir uns nur schwer von unserem Vorstadtdschungel losreißen können, wollen wir doch zumindest für einmal Wellenreiten zum Strand. Der Strand ist nur mit wenigen Touristen gefüllt, das Baden eine echte Herausforderung. Die Wellen sind derart kraftvoll, dass es uns ein ums andere Mal fast die Füße wegzieht. Ebenso intensiv ist die Sonne, die den Wellen in nichts nachsteht. Verharren wir dort etwas mehr als eine Stunde, natürlich eingecremt, können wir zumindest einen leichten Sonnenbrand dennoch nicht verhindern.

Als Dominik sein rosiges Bäuchlein verarztet hat, fahren wir mit dem TukTuk nach Galle. Kolonialhäuser aus dem 16 Jahrhundert sind die vorherrschenden Gebäude der Innenstadt, die von einer alten Festungsanlage umschlossen werden. Die Mitarbeiter unserer Unterkunft empfehlen uns, die Stadt am späten Nachmittag zu erkunden, da der Sonnenuntergang dort wunderbar sein soll. Ein Geheimtipp scheint dies jedoch nicht gerade zu sein. Als wir die Aussichtsplattform der Anlage erreichen, starren schon Hundert Schaulustige gen Horizont. Dort einreihen erscheint uns wenig spaßig, so schlendern wir durch die Gassen der Stadt, bis eine altbekannte Not uns zur Rückkehr bewegt. Jasmin muss auf Toilette. Wir haben „Glück“. Auf dem Rückweg sitzen wir im TukTuk des wohl freundlichsten Fahrers der Südprovinz. Er fährt mit uns einen kurzen Abstecher durch die „neue“ Innenstadt, um uns den Markt zu zeigen und gegebenenfalls noch Obst zu kaufen, hält vor einem Alkoholladen und fragt Dominik, ob er nicht noch ein Bier für den Abend kaufen wolle und zeigt uns den lokalen Fischmarkt. Wir verneinen alles dankend, freuen uns aber über die freundliche Fahrt. Die Singalesen wollen einfach, dass die Touristen ihr Land lieben.

Zu unserem Glück ist heute eine englische Familie angereist, die bei unserem Gastgeber den großen Wunsch geäußert hat, singalesisches Essen zu probieren. Da in der Unterkunft brüderlich geteilt wird, werden wir gefragt ob wir auch noch etwas kosten möchten, Mama kocht sowieso zu viel. Und ob wir wollen. Abends erwartet uns auf dem Balkon ein liebevoll mit Palmendeko gedeckter Tisch ganz romantisch für ein Dinner zu dritt. Wir speisen gemeinsam mit unserer liebegewonnen finnischen Nachbarin, nur fehlt sie. Asili, einer der Hotelangestellten, hat schon mehrmals vergeblich an ihre Tür geklopft, das Zimmerlicht leuchtet. Jasmin kommt aus unserem Zimmer, Asili sieht sie und fragt „Wo ist Finnland?“ Kurz überlegt sie zu antworten „Im Norden Europas!“, aber als sie seinen zeigenden Arm sieht ist klar, er meint Kaisu. Ab jetzt sind die Spitznamen klar verteilt. Der nächste Alleinreisende erhält von Asili den Namen „Denmark“, der offensichtlich die Nacht am Pool verbringt, da sie gerade gemeinsam sein Bett neben die Poolliegen stellen. Später wird sicher herausstellen, dass er eigentlich „Ukraine“ heißen sollte und kein Gast ist, sondern über die Weihnachtsfeiertage aushilft. Die Geschichte wird uns noch über das Dinner hinaus erheitern. Zum Abendessen gibt es natürlich Reis und Curry, das Nationalgericht der Insel. Gespickt ist dies jedoch mit frittiertem Tunfisch, Papadam, Bohnen, Salat, etc. Die Mama kann nicht nur Frühstück. Unglaublich lecker. Sind wir zuhause wirklich keine Curry Fans und haben wir uns schon ein wenig vor dem Essen hier gefürchtet, sind wir gerade zu begeistert von dem köstlichen, würzigen Linsencurry.

Das zweite Mal auf der Reise kommt der kleine Meeresbiologe in Dominik auf seine Kosten. Etwas außerhalb Unawatunas soll man morgens mit Meeresschildkröten schnorcheln können. Da die Tiere aber nur bis etwa 10 Uhr zu sehen sind ist Eile geboten. Trotz Dominiks Drängeln, erreichen wir den Strand erst kurz vor 10. Der erste Eindruck ist anders als erwartet, wir müssen ein Strandlokal durchqueren, um „Turtle Beach“ zu erreichen. Leider gilt beim Reisen die Faustregel, wo Strandlokale sind, sind Menschen nicht weit. Die kleine Bucht ist wesentlich ruhiger als die anderen Strände der Region, da sie von Felsen umgeben ist. Es kann also in hüfthohen Wasser nach Schildkröten gesucht werden, aber die Menschentrauben an der ein oder anderen Stelle erleichtern das Finden ungemein. Ist es irgendwie unfassbar schön, den Reptilien so nah zu kommen, ist es ebenso verstörend zu sehen, wie nah sich die Leute um die Tiere scharen. Nach wenigen Minuten haben wir genug gesehen und spazieren lieber weiter den immer einsamer werdenden Strand entlang. Die Sonne brennt, Jasmins rotem Gesicht nach, ist der Rückweg zu Fuß keine Option mehr. Wir nehmen ein TukTuk. Touristen scheinen hier trotz vorhandenen Unterkünften nur wenig zu sein, die Preisverhandlung mit dem Fahrer bestätigt das. Jeder Tourist zählt.
Wie wenig solche Länder in Punkto Infrastruktur entwickelt sind, erfahren wir am gleichen Abend. Wir sind in unserem Zimmer, als es plötzlich dunkel wird. Als wir aufgeregtes Treiben im Innenhof hören, schauen wir kurz mal aus der Tür. Sofort ruft uns Asili zu, dass der Strom der ganzen Stadt weg ist. Es dauert jedoch nur wenige Minuten bis alles wieder erhellt.
Gerade als uns der ein oder andere Mitarbeiter schon ein wenig ans Herz gewachsen ist, endet unser Aufenthalt in Unawatuna. Wir können nur hoffen, dass es auch annährend so weiter geht. Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Leute dort, hat uns schon jetzt beeindruckt, auch wenn deren Service Prioritäten aus deutscher Sicht manchmal fragwürdiger verteilt sind. Aber während in Deutschland viele Leute ihr Leid beklagen, welches im Prinzip keines ist, besuchen alle Leute der hiesigen Truppe nebenbei noch eine deutsche Sprachschule, studieren nebenbei Gastronomie und geben zudem Teile ihres Gehalts an die Familie ab. Trotz viel Arbeit, Weiterbildung und Geldsorgen hat hier jeder ein Lächeln auf den Lippen. Ihr Ehrgeiz aus ihrem Leben mehr zu machen beeindruckt. Wir können nur hoffen, dass dies nie abhandenkommt, dass das Home Stay Hotel noch lange weiterläuft und Asili sein Visum für Australien erhält. Wir drücken die Daumen.