#36 Dubai muss Spaß machen (1/2)

“Was macht man denn mit Backpacks in Dubai?“ fragt uns die Dame am Emirates Schalter beim Einchecken. Wir schmunzeln und antworten salopp: „Es lag auf dem Weg“. Tatsächlich war Dubai nicht eines unserer absoluten Wunschreiseziele, sondern lediglich unser Drehkreuz nach Sri Lanka. Bei zwei oder drei Wochen Urlaub hätten wir uns die 3 Tage Aufenthalt vermutlich nicht gegönnt, aber mit der Auszeit in der Hinterhand genießen wir den Luxus unbeschwert und ohne Zeitdruck unterwegs zu sein. Nach den üblichen weihnachtlich grauen Tagen in Deutschland freuen wir uns auf 25 Grad, Ankommen im Backpackfieber und die Superlative. Der Flug mit dem A 380, oder wie wir ihn gerne nennen „Mops“, ist trotz Turbolenzen und funkelnden Gewittern unter uns wirklich entspannt. Unsere Sitzreihe teilen wir mit einer philippinischen Dame, die offensichtlich auf Thriller- und Actionfilme steht. Auf ihrem Bildschirm spritzt Blut. Jasmin schmunzelt und schaut auf ihren, auf dem gerade zwei sprechende Hunde durchs Bild laufen, die etwas leichtere Kost zur Ablenkung gegen die Flugangst.

Nach knappen sechs Stunden haben wir unser erstes Ziel erreicht, dass unsere Europareise zur Weltreise erweitert. Der Weg bis zum Gepäckband am Flughafen dauert länger, als Visum, Gepäck und unsere ersten Dirham zu erhalten. Vor der Tür werden wir direkt in ein Taxi verfrachtet und anschließend an der Hoteltür abgesetzt. Schon der Eingangsbereich unseres Hotels überrascht uns. Die moderne, frische Einrichtung zieht sich durchdacht bis in unser Zimmer, das deutlich gemütlicher ist als erwartet und nur noch von dem fluffigsten Bett übertroffen wird, in dem wir je geschlafen haben. Am nächsten Morgen ist Jasmin kurz davor das Bettlaken aus den Ritzen zu zupfen, um einen Hinweis auf Material oder Name zu finden, denn wir haben fantastisch geschlummert.

Da das Essen in Dubai verhältnismäßig teuer ist und wir nur ein paar Tage hier sind, haben wir das Frühstück inklusive gebucht. Dennoch wollen wir es am ersten Tag ruhig angehen lassen. Jasmin ist mit nur einem T-Shirt gestartet, um die nächsten Tage nicht nur Kleider tragen zu müssen, gehen wir also in der Dubai Mall shoppen. Es gibt nur zwei Metro Linien in Dubai, die richtige Linie zu finden ist also nicht schwer. Schwierig ist jedoch das Trinkwasser. Kennt Dominik das Phänomen des Durchlaufens schon, hat Jasmin vor Abfahrt noch einen beherzten Schluck getrunken. Gefühlt wirkt es wie destilliertes Wasser, aber es sind ja nur ein paar Haltestellen bis zur Mall.

Ausgestiegen werden Erinnerungen an den gestrigen Fließband Marathon am Flughafen wach, denn es nimmt einfach kein Ende. Tritt man dann endlich in die Mall ein, erschlägt es einen fast. Über vier Etagen um zig Ecken reihen sich Laden an Laden. Es braucht ein wenig bis wir uns zurechtfinden. Wie in ganz Dubai weisen Schilder zu den Touristen Attraktionen: ein Wasserfall über drei Etagen, eine Eisbahn, das 10 Millionen Liter umfassende Aquarium usw. Entgegen der meisten Touristen haben wir uns gegen ein Ticket für das angrenzende höchste Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa oder für das Aquarium mit Unterwassertunnel entschieden und bereuen es nicht. Uns erschlägt die Mall. Es dauert lange bis wir für uns passende Läden finden, die Kleidung ist jedoch eher enttäuschend. Natürlich werden hauptsächlich weite und langärmlige Sachen verkauft, aber offensichtlich zielt die Mall eher auf Touristen ab, denn wer zieht bitte bei 25 Grad Rollkragenpullover oder dicke Mäntel an. Jasmin ergattert am Ende ein zartes weißes Shirt für umgerechnet 7,50 Euro. Naja.

Wer auf Weltreise geht, kann nicht jeden Abend königlich speisen und so besteht unser erstes Abendessen aus Köstlichkeiten aller Welt des Food Courts der Mall. Es dauert bis man alle Nationalitäten gesichtet hat. So viel Fast Food auf einem Haufen haben wir noch nicht gesehen. Nachdem es mittags bereits in Käse ertränkte Backkartoffel aus England gab, besteht das Menü abends aus mexikanischem Burrito und libanesischem Falafelsandwich. Auf bunten Stühlen umgeben von den Essensdüften und dem Frittierfett der Welt, sitzen wir auf bunten Stühlen gedrängt zwischen den einzelnen Essensausgaben. Der Trubel reicht uns. Unsere letzte Touristenattraktion wird die Dubai Fontain sein. Im künstlich angelegten Burj Khalif See vor der Mall finden alle 30 Minuten choreographierte Wassershows passend zu einem Song statt. Natürlich drängen die Menschenmassen nur in die ersten Reihen. Die Handys und Kameras werden hochgerissen, zuhausegebliebene Familienmitglieder müssen per Live Chat daran teilnehmen. Das volle Programm und doch hat uns das absurde Schauspiel irgendwie begeistert. Das Glitzern und Leuchten der Häuser, die in die Höhe schießenden Fontänen und die auf dem See schippernden alten Boote sind ein herrlicher Abschluss unseres ersten Tags im Emirat.