Wir sind gerade erst einen Tag in Dubai und Frieda ist noch keine Woche in ihrem Winterquartier, schon haben wir wieder Sehnsucht nach eigenständigem Erkunden der Region. Der Service des Hotels ist super. Wir nutzen ihn offensichtlich zu gerne, nach zwei Tagen kann die Rezeption bereits unsere Zimmernummer. Als wir uns nach einem Mietwagen erkundigen, telefoniert die junge Dame am Empfang kurz auf Englisch. Sie endet das Telefonat mit: „Du möchtest die Gäste gerne selbst sprechen? Ok.“ Dominik will gerade über den Tresen nach dem Telefonhörer fassen, da legt sie auf. Wir schauen verdutzt. Sie lächelt und bittet uns Platz zu nehmen, ihr Kollege wäre gleich da. Unangenehm berührt setzen wir uns, so viel Aufwand war nicht notwendig für eine kurze Preisinfo. Keine 5 Minuten später ist Jamal, da, der so etwas wie Manager und Helfer für alles zu sein scheint. Augenringe kennzeichnen sein Gesicht, er ist auf Zack aber unfassbar freundlich und gibt uns stets das Gefühl seine einzigen Gäste zu sein. Er zeigt uns die Preisliste, erzählt uns grundsätzlich etwas über den Ablauf, wenn wir uns dafür entscheiden, sollen wir einfach an der Rezeption Bescheid geben, zwei Stunden später steht der Wagen da.
Bekannt ist Dubai vor allem durch Superlative. Das einzige 7 Sterne Hotel, das höchste Gebäude, das größte Aquarium und so weiter. Interessiert sind wir jedoch mehr an dem „echten“ Dubai oder was davon noch übrig ist. Daher lassen wir Palmeninsel, Wolkenkratzer und Co links liegen und besuchen die Old Souks, also die alten Märkte Dubais. Unser Hotel liegt direkt am Creek und der erste orientalische Markt, der Textil Souk, ist nur einen kleinen Spaziergang entfernt. Bei angenehmen 25°C passieren wir ein traditionell anmutendes Viertel, mit Gassen wie aus 1001 Nacht. Wirklich alt ist es aber nicht, es ist dem alten Dubai nachempfunden. In den Gebäuden sind allerlei Restaurants, Cafés und Souvenirläden zu finden. Zumindest ein passender Ort für ein Abendessen. Der Markt ist eine einzige lange Gasse, ein Laden gleicht dem anderen. Die Verkäufer stehen vor ihren Shops und halten uns ihre Ware unter die Nase. „Come in Shakira“ ist da noch die originellste Ansprache für Jasmin, neben dem ganzen „looking is free“. Wir sind fest überzeugt, dass stilles Abwarten mehr europäische Touristen anziehen würde, denn offensichtlich sind wir nicht die einzigen, die sich nicht trauen, die Ware aus der Nähe zu betrachten. Den einzigen Artikel des Tages erwerben wir in einem Laden, in dem der Verkäufer mit einem Kunden beschäftigt ist und Jasmin sich ungestört umsehen kann. Überragende 60% Rabatt handelt Dominik für den Schal heraus, verhungern wird unser Gegenüber wohl nicht.
Den Dubai Creek passieren wir mit einem kleinen altmodischen Kahn, welchen wir mit anderen Touristen sowie Einheimischen teilen. Die Überfahrt kostet einen schlanken Dirham, umgerechnet 25 Cent, pro Person. Trotz dieses Preises gibt es Gäste, die tatsächlich versuchen das Fahrgeld zu prellen. Die Fahrt ist kurz, aber ein wundervoller Perspektivwechsel mit Spaßfaktor. Das orientalisch nachgeahmte Viertel, die Wolkenkratzer dahinter zeichnen ein Bild, was Dubai nicht besser beschreiben könnte. Der starke Geruch des tuckernden Benzinmotors weht uns um die Nase. Auf der anderen Seite erwartet uns der Gewürz- und der Goldmarkt. Der Gewürzmarkt ist bis auf ein paar Regentropfen trotz Wüstenluft unspektakulär. Wir hatten eine Gasse voller Gewürze erhofft aber die Souveniershops sind auch hier Teil des Marktes. Der Goldmarkt ist irgendwie absurd und einen Besuch wert. An jeder Ecke gibt es Edelmetalle, nirgendwo auf der Welt ist der Goldpreis so gering wie hier. Zurück geht es nochmals mit einem der Holzkähne. Aufgrund einer anderen Route erwischen wir diesem die umweltfreundliche Variante mit E-Motor. Auch die Ausstattung entspricht eher der Luxusvariante. Die Bank ist hier kein durchgängiges Längsholzbrett, sondern einer Zweiersitz mit Blick in Fahrtrichtung. Wer Angst vor dem Ertrinken hat, findet hier sogar eine Schwimmweste. Obwohl bei dem dreckigen Flusswasser, möchten wir auch mit Schwimmweste nichts ins Wasser fallen. Den doppelten Fahrpreis von 50 Cent zahlen wir dennoch gerne.
Zurück im Hotel wollen wir unser Auto buchen und bitten die Rezeptionistin die Bestellung des Leihwagens durchzugeben, wir nehmen wieder Platz, denn Jamal ist auf dem Weg. Bevor wir buchen, bringen wir noch grundlegende Verkehrsregeln in Erfahrung. Auch ohne internationalen Führerschein können wir das Auto inklusive Versicherung für 32 Euro für einen Tag mieten. Sprit kostet nahezu nichts. Wir sollen uns vor allem in Abu Dhabi an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten, hier kann es schnell teuer werden. Nach langer Diskussion muss die Sheikh Zayed Moschee in Abu Dhabi als Reiseziel weichen, wir wollen in die Wüste.
Gemütlich schlendern wir abends durch unser Möchtegern altes Dubai auf der Suche nach einem passenden Restaurant und können uns nur schwer entscheiden. Dubai ist für seine Vielzahl an weltweiten Küchen bekannt, nur authentisch essen ist hier schwierig. Die Gerichte sehen nicht immer einladend und irgendwie schon fertig aus. Das Anrichten in Plastikschalen hilft dabei nicht sonderlich. Während wir verzweifelt etwas essebares suchen, treffen wir Jamal im Golfcaddy, der auf dem Weg zu einem anderen Hotel zu sein scheint. Wir vermuten er betreut in Summe drei, hat aber trotzdem noch Zeit für einen kleinen Plausch, gibt ein paar Empfehlungen und schlägt uns lachend vor, wir könnten auch den Caddy ausborgen für einen Wüstentrip. Nicht immer sind es Reisende oder Einheimische, die durch ihre Geschichte in Erinnerung bleiben. Jamal hat uns durch seine Art begeistert. Es gibt wenig Menschen, die so in ihrem Job aufzugehen scheinen, wie er.

Am nächsten Tag steht das Auto zum vereinbarten Zeitpunkt um 11:00 Uhr vor der Tür. Jamal fängt erst um 12:00 Uhr an zu arbeiten und bedauert es sehr uns beim im Empfang nehmen des Wagens nicht zu begleiten, kann es sich aber nicht nehmen lassen um 11:00 Uhr eine kurze Nachricht zu schreiben, ob alles funktioniert hat, denn Handynummern haben wir natürlich auch schon ausgetauscht. Es ist nicht unser erster Mietwagen im Ausland. Bekommen wir für die kleinste Kategorie sonst einen Fiat 500, wartet hier eine fünftürige Honda Limousine frisch gewaschen und glänzend vor unserer Haustür.
Die Suche nach einer geeignetem Ausflugsziel gestaltet sich leider nicht ganz so einfach, wie das Mieten des Autos. Rub al Chali, die größte Wüste der arabischen Halbinsel, ragt zwar bis in die Vereinigten Emirate, endet aber südlich von Abu Dhabi und ist für einen Tagestrip einfach zu weit. Wir entscheiden uns für den Ort Hatta, nahe der Grenze zum Oman. Nachdem wir den Verkehr der Metropole hinter uns gelassen haben, sehen wir links wie rechts nur noch wenige Häuser, dafür umso mehr Sand. Unsere Wüsteneuphorie steigt weiter, als wir Minuten später noch einige Kamele am Straßenrand sehen. Nur in die Wüste kommen wir nicht. Es gibt zwar Haltemöglichkeiten am Rand, aber Straße und Wüste sind immer durch einen Zaun getrennt. Da der Wüstensand wandert, lassen sich auf die Zaunpfähle nicht richtig verankern und kippen alle paar Meter einfach weg. Das erklärt dann auch den zweiten Zaun, der zeitweise gezogen wird.
Irgendwann drückt die Blase. Raststätten wie wir sie kennen, gibt es nicht. Manchmal gibt es eine Haltebucht mit einem kleinen Dach als Sonnenschutz. Daneben steht ein Betonwürfel mit Wassertank auf dem Dach. Das sind wohl die Toiletten. Jasmin bevorzugt eine Alternative und findet einen Park mit einem öffentlichen WC. Bereits am Eingang des Parks ist schon eine Tafel, die sämtliche Verbote sowie eine Kleiderordnung groß plakatiert. Derartige Tafeln sind in den Vereinigten Arabischen Emiraten häufiger zu finden. Freundlich wird darauf hingewiesen, passende Kleidung zu tragen. Keine kurzen Hosen, Schultern bedeckt, Frauen sollen weite, lange Gewänder tragen. Der Park wirkt wie alles etwas künstlich. Es gibt einige Spielplätze und perfekte Rasen und Blumenflächen, aber nicht bunt, sondern irgendwie wie etwas steril. Auch wenn Jasmin mittlerweile ihr Halstuch einigermaßen um den Kopf wickeln kann, fühlen wir uns etwas „underdresst“ und fahren weiter.
Hatta selbst ist enttäuschend. Die Wüste ist längt eine bergigen Gerölllandschaft gewichen, die ausgewiesene Oase entpuppt sich als Stausee, der als Freizeitattraktion genutzt wird. Das Wasser wimmelt von Kajaks, Tretbooten etc. Diese können vor Ort ausgeliehen werden und könnten den eigentlich bezaubernden Anblick nicht mehr zerstören. Nur die Förderstelle in eine der Buchten kann dies noch toppen. Einen Weg um den See gibt es nicht. Nur den Staudamm kann man einmal auf- und ablaufen. Am Ende sind ein paar Fotos schnell gemacht und überaschenderweise schöner als der tatsächliche Anblick. Nach zwei Stunden Anfahrt sind wir trotzdem nach 10 Minuten mit dem Anschauen fertig.

Dennoch wollen wir uns noch nicht geschlagen geben. Der Rezeptionist hat uns auf der Karte gezeigt, wo die Wüstentouren aus Dubai hinführen. Dort wollen wir es nochmals versuchen. Das Kilometerlimit unseres Wagens gibt den Umweg gerade noch so her. Erneut passieren wir herrliche Landschaften aus Dünen, einige Dörfer und sogar einen Kamelmarkt. Erneut drückt kurz vor dem Ziel die Blase. Unsere Navigationsapp zeigt in der Nähe der Oase eine Toilette an. Wir biegen gerade auf den Parkplatz ein, da wartet schon ein junger Mann um uns in die Parklücke einzuweisen. Was ist hier los? Fähnchen wehen im Wind, eine große Leinwand vor der sich Menschen tummeln. Hier findet ein Radrennen statt und wir sind am Übertragungsort! Eigentlich ist der Last Exit eine Ansammlung von Food Trucks bei denen man wie in einem Drive in jeweils bestellen kann. Künstlich und ein Attraktion, wie alles andere. Nur die Toilette finden wir nicht so richtig. Drei Mal sind wir um das Toilettenhäuschen schon rum, aber haben nur eine Herrentoilette und eine Rollstuhltoilette, auf die auch Männer sowie Frauen dürfen, die aber erfahrungsgemäß nicht sonderlich sauber sind, gefunden. Ein Security Mann weist Dominik auf die Rollstuhlfahrertür hin, eine reine Damentoilette gibt es hier für Jasmin nicht.

Mit einer Tüte Pommes in der Hand geht es weiter in die künstlich angelegte Oase, die ein Zuhause für viele Vögel aber auch andere Tierarten bildet. Wer hier das typische Bild von einer Oase aus der Punica Werbung vor Augen hat, hat weitgefehlt. Es gleicht eher der Mecklenburger Seenplatte mit einsamen Bäumen umzingelt. Wer hier als Fußgänger unterwegs ist, ist eher Exot. Die übrigen Besucher befahren das Gelände mit ihren Jeeps und halten vor den jeweiligen „Attraktionen“ wie einem von Vögeln adaptierten Aussichtsturm. Wem das noch nicht genug Künstlichkeit ist, wird spätestens durch die Bewässerungsschläuche der Pflanzen und die offensichtliche Teichfolie darauf hingewiesen. Geschützt werden die Seen übrigens durch einen farbigen Wüstenzaun, der den Sand daran hindert, das Wasser zuzuschütten. Wir verweilen ähnlich lange wie in Hatta. Um unser ersehntes Wüstenerlebnis doch noch zu bekommen, halten wir auf dem Rückweg an der Straßenseite an der einzig freizugängigen Stelle unseres Ausflugs. Dominik bremst ruckartig und zieht auf den Seitenstreifen. Vielleicht ein wenig zu ruckartig. Die Räder der rechten Seite hängen im Wüstensand. Es ist gerade noch genug am Rand, um nicht im Stand stecken zu bleiben. Wie so oft schon auf unserer Reise hat sich das Weiterfahren ausgezahlt, endlich stehen wir in Wüstendünen, wir haben unser Foto.
Nach zahlreichen internationalen Köstlichkeiten wollen wir zumindest einmal die lokale Küche probieren. Jasmins Recherchen führen uns zu einem Restaurant in Hotelnähe. Dort probieren wir uns einmal quer durch die Vorspeisen und erstellen uns eine Art orientalischen Tapas Teller mit Hummus, Falafel etc. Das Restaurant ist super gemütlich, komplett in Weiß gehalten, Lampen hängen von der Decke, Küche und Ofenstube sind offen in den Innenhof. Es wird frisches Obst serviert. Selten haben wir so schön gesessen wie hier und ausgerechnet heute sind wir ohne Kamera unterwegs. Zur Krönung gönnen wir uns einen typisch arabischen Dattelkuchen als Dessert, der großgenug ist, um geteilt zu werden.
Nur die Toilette ist ein wenig abenteuerlich. Männer und Frauen sind hier in einem kleinen Raum mit je einer Kabine genau nebeneinander untergebracht. Aufregend ist jedoch eher die Be- bzw. Entlüftung. Es gibt kein Fenster nach Außen und so pustet ein Ventilator die Luft aus dem Innenhof in die Toilette und irgendwie ja auch wieder hinaus. Wir genießen den Abend dennoch bis zur letzten Sekunde, auch wenn Jasmin kurz zuckt, als Dominik die Rechnung bezahlt und auf dem Dach über ihm eine doch zu großgeratene Maus entlang balanciert. Wir ignorieren das, denn das Essen war trotzdem unschlagbar.

Nach diesem schönen Ausklang ist es am nächsten Tag schon wieder an der Zeit die Backpacks zu schultern. Kaum zu glauben, aber so schnell neigt sich die erste Station dem Ende entgegen. Dubai hat uns besser gefallen als erwartet. Das Hotel war super, die Leute freundlich und wenn man orientalischen Flair findet, macht es wirklich Spaß. Das dieser zwischen den ganzen Attraktionen erstmal gefunden werden muss, war uns schon im Vorfeld klar. Ein paar Sachen möchten wir auf der Halbinsel noch erkunden, die Zwischenstopplösung nach Asien ist also auch zukünftig eine gute Option.