Als Ferienwohnung für Jasmins Genesung haben wir uns ein Zimmer in der Nähe von Maribor ausgesucht. Nach den ganzen Tagen in den Städten, freuen wir uns auf ein wenig Landluft. Das Zimmer ist modern, aber gemütlich eingerichtet, es verfügt über eine Wohnküche und liegt im Keller des Einfamilienhauses mit einladender Terrasse. Die Eltern unseres AirBnB Gastgebers wohnen in den oberen Etagen. Sie sind sehr bemühte und freundliche Gastgeber, die gekonnt zwischen den Sprachen Englisch und Deutsch wechseln, je nachdem mit welcher Sprache Dominik die Beiden gerade überfordert. Als sie während unseres Aufenthaltes unseren Wäscheständer mit der von Hand gewaschenen Wäsche entdecken, entschuldigen sie sich, dass sie uns nicht gleich die Waschmaschine angeboten haben. Es wird uns in den zwei Wochen definitiv an nichts fehlen.
Die Region um Maribor ist eine Weinregion. Der Mix aus Weinreben, Hügeln, Wäldern und kleinen Höfen zeichnet die Landschaft. Die Häuser der Slowenen wirken allesamt sehr ordentlich, gemütlich und weitaus mediterraner als wir es erwartet haben.

Jasmins Super-Mega-Medikament hat auch Super-Mega-Nebenwirkungen und so vertreiben sich Juli und Dominik die Zeit mit Laufeinheiten und Sonnenbaden auf der Terrasse. Leider will sich keine geeignete Runde zum Laufen und Spazieren in der Nachbarschaft finden. Die Wege und Straßen sind so irreführend, dass die Beiden nach jedem Hügel, den sie bezwingen immer wieder in Hofeinfahrten stranden. Das Sonnenbaden gelingt schon eher. Während Dominik mit dem Kindle im Gartenstuhl sitzt und den Blick auf den Pool genießt, darf Juli den Garten erschnüffeln. Unsere Gastgeber sind ebenfalls Hundebesitzer. Ihrem Cuvac-Rüden bleibt jedoch auf Grund ihrer Gastfreundschaft das Nachsehen. Er muss vom Balkon aus beobachten, wie Juli es sich in seinem Garten gemütlich macht.

Slowenien ist als „Grüne Destination“ ausgezeichnet und daher perfekt für die nächste Wanderung von Dominik geeignet. Ihre Route führt sie 6km durch einen dichten Wald im Nationalpark Bistriški Vintgar entlang des Flusses Bristicia. Leider haben wir das erste Mal in Slowenien keinen Sonnenschein, was aber allerlei Amphibien aus ihren Verstecken zu treiben scheint. Auf der Route entdecken die Beiden zwei kleine Frösche und weit über zehn Feuersalamander. Während der Tour kippt das Wetter von grau bedeckt auf recht stark regnerisch. Somit wird die eigentlich nicht sonderlich anspruchsvolle Strecke, durch die nassen Wurzeln und Steine zu einer echten Rutschpartie. Dennoch war es schön mal wieder wirklich in der Natur zu stehen.

Jasmins Super-Mega-Nebenwirkungen verringern sich und sie fühlt sich wieder bereit für das erste kleine Abenteuer – ein Spaziergang an der Mur. Der Fluss bildet die natürliche Grenze zwischen Österreich und Slowenien und ist die perfekte erste Spazierrunde. Aber nicht nur Jasmin wächst heute belastungstechnisch über sich hinaus, auch Juli stellt sich ihrem in Norwegen zugestoßenen Trauma. Seit den Lofoten hat sie kein Gewässer mehr mit mehr als den Pfoten berührt. Zu groß war die Bedrohung von Algen berührt zu werden. Während sich der Schäferhund ein paar Meter weiter einfach bäuchlings ins Wasser platschen lässt, braucht Juli ein wenig mehr Mut, deutlich länger und vor allem mehr Kekse, um überzeugt zu werden, dass die Mur zu den harmlosen Gewässern zählt und dann – schwimmt sie. Nicht nur Herrchen und Frauchen flippen aus, auch Juli scheint am Ende richtig euphorisch sich doch getraut zu haben.

Mittlerweile sind Julis Blutergebnisse eingetroffen. Wir haben alles was wir für die Weiterreise benötigen. Und es wird Zeit, denn Juli mutiert zu einer echten kleinen Nervensäge. Unsere kleinen Spaziergänge und die Laufeinheiten mit Dominik scheinen ihr nicht mehr zu genügen. Mittlerweile ist sie ein echter Reise-Beagle und will neuen Input. Sie langweilt sich und stellt zunehmend die Wohnung auf den Kopf. Und auch wir sind nach insgesamt 4 Wochen Stillstand abenteuerhungrig, genervt vom Ausruhen und haben mehr denn je Lust unsere Reise fortzusetzen.

Die letzte Belastungsprobe für Jasmin, bevor es mit Frieda weitergehen kann, ist unser Ausflug in den Kurort Zece. In dem Ort leben keine 250 Menschen, aber durch die dortige Therme gibt es eine Art Kurpark sowie kleine Cafés und Restaurants. Wir gönnen uns eine Pizza bei bestem Herbstwetter auf der Terrasse einer Pizzeria. Der Herbst hat in Slowenien in den letzten Tagen deutlich Einzug gehalten. War der Wald bei der Wanderung im Bistriški Vintgar noch saftig grün, leuchten die Bäume mittlerweile in den prächtigsten Gelb- und Rottönen.
Nach einem Ausflug zurück in die Wohnung zu fahren ist ein seltsames Gefühl. An einem Ort zu wohnen sind wir einfach nicht mehr gewohnt. Vor unserem Abenteuer waren wir uns nicht sicher, ob wir es überhaupt mehrere Monate im Camper aushalten, mittlerweile können wir es gar nicht erwarten wieder in Frieda zu wohnen. Der Abend vor der großen Abfahrt. Unser Bus wird noch einmal richtig herausgeputzt, beladen und dann sind wir plötzlich richtig aufgeregt, fast so aufgeregt wie vor unserem großen Start, denn endlich kann es weitergehen. Wir sind wieder unterwegs!