An Tag drei auf den Lofoten besserte sich das Wetter langsam. Ein Aufstieg mit Aussicht wäre also die perfekte Wanderroute. Von unserem Übernachtungsplatz ist es nur eine gute Stunde Fahrt. Eigentlich kein Hindernis, bis an den Straßenrändern flatterndes Absperrband auftaucht. Eine Norwegerin vor uns bringt in einem guten 5 Minutengespräch parkend im Kreisverkehr in Erfahrung, wie es zu den Straßensperrungen kommt. Für uns Düsseldorfer unvorstellbar, der ganze Kreisverkehr steht, keiner hupt. Dr. Google mag weniger kommunikativ sein, verrät uns aber deutlich schneller, dass heute der Tourstart des Arctic Race stattfindet, dem nördlichsten Radrennen Europas. Nach unseren Berechnungen brauchen wir noch 30 Minuten bis zum Wandererparkplatz, das Rennen startet erst in einigen Stunden, das schaffen wir…bis zur nächsten Kreuzung, an der uns eine Dame rauswinkt. Ein Weiterfahren ist nicht mehr möglich. Eine alternative Straße zur Hauptstraße um zur nächsten Insel zu kommen gibt es an dieser Stelle nicht. Wir müssen ausweichen. Die Dame gibt uns noch schnell einen Wandertipp zum Strand ums Eck. Wir sind ja flexibel, aber wie ein Déjà-vu sucht uns auch hier die Parkplatzirrfahrt heim. Es braucht wieder Geduld, um einen Platz für Frieda zu finden. Am einzigen kostenfreien Parkbereich stapeln sich Wohnmobile. So schlank ist Frieda mit ihren 3,5 t dann doch nicht, dass sie dort noch dazwischen passen würde. In der letzten Inselbucht findet sich dann auch für Frieda ein lauschiges Plätzchen und mit direktem Start eines Wanderweges. Wir wandern also heute den Berg Mannen hinauf. Wie mittlerweile schon gewohnt laufen wir anfangs an Schafsherden und deren Hinterlassenschaften vorbei, sehr zur Freude Julis, die findet diese neben Pferdeäpfeln geschmacklich besonders delikat. Es dauert nicht lang bis der Pfad steiler und schmaler wird. Auch bei dieser Tour stürmen am Ende nur Dominik und Juli den Gipfel. Jasmin würde mit ihrer Höhenangst den Gipfel nur auf dem Bauch robbend erreichen. Dafür ist es heute doch zu matschig. Sie hat Übung im Warten. Um nicht den gleichen Weg wieder zurück klettern zu müssen, finden wir eine Route auf Meeresspiegelhöhe um die Berge herum. Wir genießen die frische Briese und kommen pünktlich zum Ende der Arctic Race Etappe auf die Hauptstraße zurück. Wir kehren zu unserem alten Routenplan zurück und wollen am nächsten Tag zum Kavalik Strand wandern. Es ist zwar eine der beliebtesten Wanderungen auf den Lofoten, aber diesen Strand erreicht man nur zu Fuß und dies empfinden wir irgendwie als reizvoll.
Wir wollen unseren Übernachtungsplatz so wählen, dass wir am nächsten Morgen direkt mit der Wanderung starten können. Nach einer Stunde Stellplatzsuche geben wir uns geschlagen und übernachten auf dem Agrarland eines Bauern, der seine Wiesen als Parkplatz vermietet. Für 10 Euro können wir auch über Nacht bleiben. Es herrscht eine besonders ländliche Idylle neben Stall, Ackergerätschaften und Bauernhaus. Wir mögen es, schlafen gut und starten vor den anderen Touristenmassen am nächsten Morgen Richtung Strand. Der Bauer hat sogar einen Weg über seine Felder angelegt, der uns auf den Wanderweg führt. Die Strecke ist nicht sehr lang, vom Schwierigkeitsgrad sehr angenehm und nach einem kurzen Aufstieg liegt die Bucht auch schon im strahlenden Sonnenlicht vor uns.
Wir genießen den Blick über die Bucht und wandern gemütlich zu unserem Bauernhofplatz zurück. Nach so vielen Wanderungen wird es Zeit für etwas Abwechslung. Das vermutlich meistfotografierte Fischerdörfchen auf den Lofoten ist der Ort Reine. Der perfekte Ort für einen kleinen Spaziergang am Nachmittag. Jedoch lassen uns die unzähligen im Straßengraben parkenden Autos vor Ort erahnen, wie voll das Örtchen ist. Wir finden am Hafen einen wirklich großzügig angelegten Parkplatz für Wohnmobile, der uns aber wieder einmal zwingt eine Gebühr für die Nacht zu bezahlen. Nach 15:00 Uhr sind 20,00 Euro zu bezahlen unabhängig wie lange wir parken möchten. Gegen 09:00 Uhr morgens müssten wir den Platz dann verlassen oder eben ein Tagesticket nachlösen.
Das begrenzt uns Freigeist-Camper zu sehr. Wir fahren spontan nach A weiter. Dieser Buchstabe ist tatsächlich der ganze Name des Örtchens und bedeutet Bach. Es ist der letzte Ort an der Spitze der Lofoten und deutlich weniger besucht als Reine. Das süße Fischerdörfchen ist groß genug für einen kleinen Spaziergang und verfügt tatsächlich über einen großzügigen kostenfreien Parkplatz. Hier schlafen wir! Und wir sind nicht die Einzigen. Mit so vielen Nachbarn haben wir bislang noch nicht übernachtet und doch stehen wir unglücklicherweise in der ersten Reihe. Frieda pustet nachts ein ordentlicher Wind um ihre Seitenspiegel.
Nach so vielen Wanderungen hat sich Jasmin einen Fototag verdient. Wir spazieren noch einmal durch A, naschen frische Zimtschnecken aus der Bäckerei und halten auf dem Rückweg spontan in Nusfjord. Ohne zögern zahlen wir pro Person je 10 Euro um den historischen Kern besichtigen zu dürfen und stehen plötzlich im absoluten Postkartenmotiv.
Am Ende hätte uns der Parkplatz in Reine für die Nacht ebenfalls 20 Euro gekostet, aber das Örtchen Nusfjord hat das deutlich galanter gelöst. Wir haben dass Glück diesen hübschen Ort mit nicht all zu vielen Touristen teilen zu müssen, schlendern am kleinen Hafen entlang, fotografieren aus sämtlichen Perspektiven und runden den Tag mit einem weiteren Gebäckstück aus der ansässigen Traditionsbäckerei ab. Süß können die Norweger! Mit diesem grandiosen Samstag endet unsere Zeit auf den Lofoten. Auf unserer Reise durch Skandinavien haben wir in keiner Region länger gecampt als auf dieser Inselgruppe. Wenn so viele Menschen Gefallen an etwas finden, ist manchmal auch etwas Wahres daran.
Die Lofoten sind eine abwechslungsreiche Wanderregion und haben uns landschaftlich wirklich beeindruckt. Das in Skandinavien sonst so befreiende Campererlebnis wird man hier nicht finden. Es ist eben eine kleine Inselgruppe, auf die auch nur begrenzt viele Besucher passen. Unvorstellbar, wie es hier im Juli zur Hauptreisezeit aussehen muss und nach fünf Tagen Lofoten können wir es doch kaum erwarten uns das Campinggefühl mit Frieda zurück zu erobern. Wir wollen noch heute nach Andoya zurück, denn Dominik muss Wale sehen!