#5 bei 30 Grad in Luleå

Die Bergspitze vor unserem Schlafplatz hält die Wolken fest und so will das Wetter einfach nicht besser werden. Daher verlassen wir das Fjäll ohne unsere geplante Tageswanderung. Dominik und Juli haben zumindest am Tag zuvor einen kleinen Spaziergang unternommen und dabei Schnee entdeckt. Unser Beagle ist im tiefsten Schnee in Sachsen geboren und auch wenn sie Wasser meist meidet, ist sie der größte Fan vom Schnee. In Düsseldorf waren die Winter leider nicht gerade Beaglefreundlich und so ist sie doch mehr als irritiert, als die Beiden auf eine weiße Fläche im Fjäll treffen. Sie leckt zwei Mal daran, steht verwundert und mit heraushängender Zunge vor Dominik, beißt um sicher zu gehen noch einmal in die weiße Substanz und realisiert, es ist Schnee! Sie flitzt los und zieht ihre Achten durch den Schnee. Die Schlappohren wehen im Wind. Es ist ihre Art die Freiheit zu zelebrieren.

Nicht nur das schlechte Wetter, auch die zahlenmäßig deutlich überlegenen Mücken, die um Frida kreisen, drängen uns zur Abreise, denn jedes Mal, wenn wir die Tür öffnen, sind 15-20 Mücken hineingeschlüpft und wir brauchen mindestens 10 Minuten, um alle Mücken wieder zu fangen. Entnervt verlassen wir unseren einstigen Traumplatz derart stürmisch, dass wir unsere Badeschuhe im Vorbeifahren gerade noch, dank ihrer Neon Farbe, erkennen. Wir sind nicht bereit diesen Verlust zu tragen, denn die Badeschuhe sind bei unseren Naturduschen der einzige Komfort, den wir besitzen. Nach einem mutigen Sturz in den Mückenschwarm geht es mit quietschenden Reifen endlich Richtung Luleå.

Sind wir im Süden vor den deutschen Touristen geflohen, umzingeln uns im Norden nun die schwedischen Urlauber. Insbesondere in kleinen Urlaubsdomizilen braucht es daher ein wenig Raffinesse, um einen der begehrten Stellplätze zu ergattern. So schliefen wir die Nacht kurz vor Luleå auf einem Feld, um am nächsten Morgen zur üblichen Abreisezeit der Camper am Stadthafen einzutreffen. Mit Erfolg! Wir parken tatsächlich in erster Reihe mit Wasserblick im Stadthafen, unweit der Innenstadt und mit Bademöglichkeit. Diese ist notwendiger als wir erwartet hatten. Vor unserer Reise waren wir so mit der Auflösung unserer Wohnung und der Fertigstellung des Busses beschäftigt, dass wenig Zeit für Reiserecherchen blieb, sonst hätten wir vielleicht gewusst, dass wir gerade in eines der Sommerurlaubsziele der Schweden gereist waren. Der Norden des Bottnischen Meeresbusens zählt zu den wärmsten Regionen Schwedens und so hatten wir unerwartete 30 Grad. Die Tour durch Luleå war schnell beendet, klassische Touristenstadt mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten. Wenn wir auf Reisen konsumieren, dann sind es jedoch meistens Lebensmittel. Schweden hatte uns mit seinen Törtchen bereits überzeugt und daher zählt zu unseren Luleå Highlights die Konditorei Börje Olsson . Köstlich!

Unseren kulturellen Höhepunkt von Luleå besichtigten wir am nächsten Tag, die Gammelstad Kyrkstad, übersetzt die „alte Stadt“ – die Schweden haben echt Humor. Sie zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und ist eine der letzten 16 Kirchenstädte von ehemals 70 in Schweden. Bei 30 Grad war die Stadt unsere. Nur eine handvoll Touristen, die meisten deutsch, besichtigen bei brennender Mittagshitze derartige Sehenswürdigkeiten, inklusive uns. Juli durfte das erste Mal in ihrem Leben Vanilleeis probieren und zeigte ihr Wohlgefallen durch das Zerkauen des Eisstieles, um auch die letzte Pore des Stiels von Eis zu befreien.

Neben einem Stadtrundgang empfiehlt sich vor allem der Besuch des kostenfreien Freilichtmuseums. Wie bereits im Jamtli Land sitzen auch hier in einzelnen Häuser, „Bewohner“, die das Dorf zum Leben erwecken. Auch wenn das Dorf nur ein paar Häuser umfasst gibt es doch einige Mitmachstationen, wie einen Heuboden, Holzpferdchen etc., aber auch einige tierische Bewohner. Die beiden Schweine geben uns eine großartige Vorführung, wie man an solch heißen Tagen im Schlamm richtig baden geht – es hat eine beunruhigende Ähnlichkeit mit unserem Beagle.