#11 Expedition Nordkapp

Mit der Überquerung der norwegischen Grenze kam unsere Reise zum nördlichsten Punk Europas in ihre finale Phase und das letzte skandinavische Land wusste direkt ab der Grenze zu überzeugen.
Auf dem Weg aus dem Zollamt, indem eine grimmige Norwegerin uns – samt Hund – durchgewunken hat, entdeckten wir direkt auf dem Parkplatz eine kleine Rentiergruppe. Sogar ein Junges war dabei. Hatte unser Sami-Guide von vor zwei Tagen nicht gesagt, man bekommt Rentiere derzeit nur schwer zu Gesicht?

Den Hof des Zollamts verlassend zeigte sich die neue Destination bereits von ihrer besten Seite. Die Berge um uns wurden immer höher, während wird ein saftig grünes Tal durchfuhren. Weit und breit kein Haus in Sicht, nur eine sich vor uns schlängelnde Straße und einige weitere Camper Freunde. Das Bild wurde nach nur wenigen Kilometern direkt erneut übertroffen. Der Weg führte auf unseren ersten Fjord zu.

Wir haben uns derart auf dieses Reiseziel gefreut, dass wir zwischendurch schon gezweifelt haben, ob es unsere hohen Erwartungen überhaupt noch standhalten könne. Beim Anblick des ersten Fjords war aber schnell klar, es beeindruckt. Passend dazu, übernachteten wir die erste Nacht mit bestem Blick über das Lyngenfjord. Das einzige Manko, durch den Schwenk über das schwedische Lappland, betraten wir Norwegen um einiges weiter südlich als geplant.
Nichtsdestotrotz nahmen wir uns erstmal Zeit Frieda und uns selbst auf einem Campingplatz etwas aufzuhübschen. Nach knapp vier Wochen Reise unser erster Campingplatz. Wir nutzen die Zeit unsere gesamte Kleidung zu waschen. Der Betreiber des Campingplatzes ist scheinbar ein gewiefter Geschäftsmann. Der Trocker benötigte so lange, dass wir mit einem Tag nicht auskamen und noch einen zweiten Tag einlegen mussten. Jasmin versüßte uns die Wartezeit auf den Trockner mit selbstgebackenen Marmorkuchen und selbstgemachte Pizza.

Der weitere Weg Richtung Norden war wunderbar abwechslungsreich. Wir schliefen eine Nacht in einer Meeresbucht, fuhren an Fjorden entlang mit unfassbarer Aussicht, durchquerten ein Fjell (im norwegischen mit „e“ und nicht mit „ä“ geschrieben) und froren. Die Temperaturen waren seit einigen Tagen im Abschwung und so verbrachten wir die Abende mit heißem Tee und in Decken eingewickelt. Eine Mitreisende, die hier nicht genannt werden möchte, fing sogar langsam an, die Sinnhaftigkeit der Nordkap Expedition in Frage zu stellen- Südnorwegen ist eben auch sehr schön. Außerdem könnte es dort eventuell ein weniger günstiger sein. Zu Hause erzählen viele Leute, wie teuer es hier ist. Wir haben schon damit gerechnet, dass es Schweden nochmal toppen wird, aber unser erster Einkauf übertraf auch in dieser Hinsicht unsere Erwartungen. 1kg Möhren etwa 4,80, eine Tafel Schokolade etwa 5,20, eine Gurke etwa 3,50 und so weiter.

Da am Nordkap täglich Kreuzfahrtschiffe entleert werden und Busladungen von Touristen ausgekippt werden, entschlossen wir uns das Kap nachts zu erkunden. Dunkel wird es schließlich seit zwei Wochen nicht mehr wirklich. Wir verbrachten einen entspannten Tag an einem abgelegenen Rastplatz, etwa 130 km vom Nordkap entfernt, um gegen 23 Uhr aufzubrechen. Das Nordkap selbst ist tatsächlich ein Erlebnis, primär aber sicherlich symbolischer Natur als wenn der Ort malerisch schön wäre. Eventuell ist er es auch, wir trafen gegen 2 Uhr bei dichtem Nebel ein. Die 50 Busse auf dem Parkplatz bestätigten unsere Entscheidung für diesen nächtlichen Ausflug. Das Nordkap wird mit einem großen Globus skizziert, den wir durch die frühe Zeit für uns allein hatten. Für 10 Minuten waren wir tatsächlich die nördlichen Menschen auf Europas Festland.

Weniger Symbolisch, sondern viel mehr natürlich beeindruckend waren die letzten 100km zum Kap. Die Strecke am Porsangerfjord ist wahnsinnig schön und beeindruckt. Die Landschaft ist, die bis dato rustikalste die wir bisher entdecken konnten. Riesen Berge, Klippen und Fjelllandschaften auf der einen Seite, blaues Meer auf der anderen Seite. Gespickt wird die Landschaft mit duzenden Rentiergruppen, die uns den Weg zum Kap versüßen und Tunnel, bei denen man meinen könnte, mein durchquere gerade Höhlen im Gebirge. Besonders der Nordkaptunnel ist ein Erlebnis. Knappe 7km lang führt er bis zu 212 Meter unter dem Meeresspiele hindurch. Bei einer maximalen Steigung von 10%, hatte Frieda mit allen 106 PS eine anstrengende Nacht.
Um 4:30 in der Früh erreichten wir unseren Schlafplatz an der Bucht des Porsangerfjord. Glücklich unseren ersten kleinen Meilenstein erreicht zu haben, schliefen wir schnell ein.